schreib auf
Schreib mir deine Wunden mit Tinte auf Papier
In stiller Glut verbunden über Welten tief mit mir
Es sagte, seine Sterne, sie stünden völlig leer
Aus gellend weiter Ferne rief es mir hinterher
Ich schrieb an kahle Mauern, die Wände rissen ein
Es kam die Zeit, zu trauern, nicht kurz und auch nicht klein
Ich fragte, kannst du bleiben und denkst du auch daran
Es mir aufzuschreiben, es sagte: irgendwann
Stumm vermummte Splitter, ich sagte, nehm ich auch
Das krumm verheulte Gitter aber löste sich nicht auf
Schreib doch bloß ein Wort, siehst du nicht, ich sterbe
In mich tief gebohrt zerpsrang die schöne blaue Scherbe
Grund der feisten Güte, beduetet es so viel?
In erster Liebesblüte waren Zeichen schon das Ziel
Es schritt mir von den Welten unendlich weit hinfort
Und ließ kaum Zeichen gelten in Geste oder Wort
Ich meinte, meine Hände, sie fielen ihm nicht ein
Der füllend weißen Blende kam das Dünkel nicht anheim
Der Stille überlegen war der Schrei auch nicht
Kam er wohl gelegen dem Schwur im Nachtgericht
Zweifel in den Speichen noch splittert hier ins Tal
Das Nichtsein muss ja reichen, es steht auch ohne Wahl
So geh ich auf den Ohren mit Fingern für ein Wort
Und fühle längst verloren, was so nah an jedem Ort
Da ich es traf, verklingt schon, ich will es gar nicht hör'n
Nicht fühlen, und es stimmt schon: Es könnte mich zerstör'n
So weit wollt ich nie gehen, warum steh ich jetzt hier
Und kann dich gar nicht sehen, so weit weg von dir
Warum will es nicht schreiben, wo doch Worte bloß
Als alles dann verbleiben nach dem allerletzten Stoß
Auf tief gebrannten Zeilen schuf ich mein Leben fest
Und wollte mit dir teilen den gut gemeinten Rest
Ich weiss ja, diese Träume, harmlos, wie sie sind
Bilden keine Räume und sind ein totes Kind
Keine Ahnung brannte, der Wille wieder brach
Als ich den Stein erkannte, der mir ins Auge stach
Von der Lust zu speisen hielt mich zwei Jahre wach
Dann schlief ich auf den Gleisen, für immer letztlich, ach
Und wie Scherben bohrten sich Bilder in mein Eis
Das doch so voll von Worten noch immer in sich weiß
Welche Wagen fügen das heimatlose Stück
Papier, es kann nicht lügen, darum kommt nichts zurück
Schaler Waage Auffang, du helles Ungetüm
Wage nicht den Aufdrang, dich um Zeilen zu bemüh'n
Unbedachter Heilung trieb mich der Unsinn fort
Ergab mich der Zerteilung am nicht genannten Wort
Wo keine Teller brechen, da kümmert nicht ihr Rand
Was hat es zu versprechen mir doch sein Heil genannt
Im Land der wahren Welten bedachte unverweilt
Die Zeit mit ihren Zelten meine Zeilen ungeteilt
In Gottes großer Schüssel so heillos ungelenkt
Meinen gottverdammten Schlüssel hätt ich dir so gern geschenkt
Es schrieb mir seine Weile vom lieben langen Tag
Und legte ohne Eile den Brief dann auf mein Grab