NACKT
Wie das Meer bewegt sich die Menschenmasse vorwärts, wellenartig, sanft, doch ohne Rücksicht, nur mit dem Ziel der Strömung zu folgen.
Ich versuche aufrecht zu gehen, auf der Höhe ihrer Augen, um nicht zu versinken im Schlamm des Grundes, doch abgetrieben, bleibe ich zurück.
Etwas sagt mir, ich hätte schneller sein müssen, mich mehr anstrengen, mit ihrem Schritt mithalten, ein bisschen mehr Kraft investieren, um nicht zu versagen.
Eine Stille breitet sich aus, macht meine Zunge lahm und meine Kehle trocken, bis das letzte Geräusch nur noch ein Grunzen ist, von Wut, von Angst, vor Verzweiflung.
Tränen strömen aus mir hinaus, fallen wie auf heißen Stein, verdunsten, vertrocknen, noch eher mein Herz sich mit Trauer füllt.
In meinen Gedanken kommen Bilder auf, eine neue Welt scheint zu erwachen, doch werden die Bilder blasser und blasser bis sie schließlich in der Dunkelheit verschwinden.
Ich falle in mich zurück, fühle ein letztes Mal, ein Licht erhellt meine Seele, scheint für einen Moment meinen Leib zu erwärmen, und erlischt im kalten Wind der Ödnis.
Jetzt kannst nur noch du mir helfen, mein Herz erwärmen, meine Beine aus dem Stein befreien und durch eine Umarmung diesen Körper retten.
Doch du siehst mich nicht, du hörst mich nicht, keiner, niemand, ich löse mich auf, verschmelze mit der Luft und fliege in die befreienden Arme des Nichts. |