Bis hierher und nicht weiter Wie weit darf ich gehen bis hierher und nicht weiter doch dort führt mich meine Sehnsucht hin, meine Hoffnung auf dem Weg dorthin durch Sumpf und Moor kam nicht rein, noch raus kann kaum weitergehen und muss doch durch hinein ins verbotene Land vorbei an den Wachen vorbei an dem Verstand erst wenn ich dort bin, bin ich angekommen, bin ich wo ich nicht sein wollte wo man nicht sein darf bis ich kam und weiterging das Tor aufschlug und ins Ungewisse stapfte als ich dort war fühlte ich meine Sehnsucht befreit meine Hoffnung erfüllt, wollte bleiben fast für immer, dann sah ich das Tor mit dem Schild bis hierher und nicht weiter.
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habe gerade "Zwei Herzen" kommentiert. Das hier gefällt mir besser. Die anderen lese ich auch gleich.
Die Zeilenbrüche sind interessant gewählt. Der Leser klebt mit im Dickicht und Morast.
Nur, was gar nicht geht: "erst wenn ich dort bin, bin ich angekommen." Klar, oder? Das kann man besser ausdrücken. Das ausdrückliche "Ungewisse" ist so spät im Text auch nicht mehr nötig.
Gruß
Manfred
kleine Randbemerkung: angekommen muss hier weniger als ein örtliches Ankommen gelesen werden, als ein Ankommen (Sein) bei sich selbst, als Moment der Sinngebung/findung oder eines spirituellen Akts.
Gruß
Karolina
die Erkärung hilft mir da jetzt nicht weiter. Ich hatte es durchaus als übertragen verstanden. Sonst wäre das ein saudummes Gedicht, was ich nicht unterstellte. Ich finds ja ganz gut.
das mit dem "saudumm" war etwas unfreundlich von mir. Sorry. Ich gehe als Leser davon aus, dass "dort" auch ein symbolischer Ort ist. Die Kritik bezieht sich also auf die Doppelung, die nicht aufgehoben ist durch deine Erklärung. Eine Formulierung wie "erst nach den Wachen bin ich angekommen" wirkt substanzieller. Ich bin ganz für Mystik und Spiritualität. Da ist nichts Dummes dran.
Ich muss ehrlich sagen, dass mich das saudumm auch ziemlich hart getroffen hat. Merke gerade, dass es schwierig ist jemanden von seinem Standpunkt überzeugen zu wollen.
Ich sehe die Doppelung nicht. Es ist mehr als würde deinem physischen Körper der Geist folgen. Wenn man den Weg als die Geburt eines Gedankens begreift, bildet sich erst im Moment der Bewußwerdung des Gedankens seine volle Bedeutung heraus, eine neue Welt, die sich eröffnet. Dieses Ankommen soll eine Art der Bewußtwerdung beschreiben. Es reicht nicht da zu sein, man muss wissen, was es bedeutet dort zu sein, wo man ist.
Ich habe irgendwie das Gefühl, dass dir das auch nicht weiterhelfen wird...
ja, sorry nochmal, bin zuweilen grob. War wirklich nicht böse gemeint.
Nach der Erklärung (schon nach der ersten) verstehe ich den Gedanken, sehe aber umso deutlicher, dass es so nicht dasteht. Das Hirn liest mit, und die Aussage bleibt gedoppelt. Es ist weniger eine Frage des Standpunktes als eine der Information. Der Leser hat nur den Text. Ich lese durchaus Spirituelles, vor allem Theologisches. Gerade da kommt es auf eine gewisse Präzision der Bilder an, nicht so sehr der Ausdrücke vielleicht, aber des Ausdrucks.
bei mir zumindest.. zumeist..
der text ist interessant, auch wenn ich ihn glaub ich halbwegs losgelüst von seinem spirituellen oder theologischen gehalt betrachte. vielleicht versteh ich deshalb bestimmte passagen nicht, die mir so widersprüchlich erscheinen..
bin ich angekommen - wo ich nicht sein wollte..
das angekommen in seiner - wie du sagst - spirituellen bedeutung als wunsch des geistes kann ich nur bedingt in einklang bringen mit dem eigentlich nicht-wollen.. es wirkt wie innere zerissenheit, weil es ja eigentlich den inneren wunsch ausdrückt, dort zu sein, am ort der erkenntnis(?).
dann geht es auf einmal noch weiter, noch ein tor hinter jenem gewünschten "dort", und erst dort befreiung der sehnsucht?
versteh ich nicht.
den letzten satz und den damit geschlagenen bogen finde ich stilistisch wie inhaltlich sehr interessant. das treffen auf das nächste verbotsschild, das - wie es scheint - wieder aufflammen der sehnsucht, das überschreiten des tabus, das automatisch das nächste tabu und die nächste überschreitung nach sich zieht.
so, ist spät, geh wohl mal schlafen.
liebe grüße..
Jede Erfahrung im Leben kann zu einer spirituellen Erfahrung werden. Es macht keinen Unterschied, ob du das Gedicht in irgendeiner theologischen Sichtweise betrachtest oder nicht. Auf dem unmittelbaren Weg des Geistes findet diese Reflexion nicht statt, erst hinterher wird einem klar, welche Türen man aufgebrochen hat. Die Erkenntnis ist ein solcher Weg auf dem die Neugier uns leitet. Doch für mache Wahrheiten ist man nicht bereit, nicht vorbereitet diese Tore zu passieren. Erst in dem Moment, wo man sich wagt hindurch zu treten, kann man nicht mehr zurück. Ja, es ist innere Zerissenheit, es ist der Wunsch nach der Erkenntnis, sogar mehr, es ist ein innerer Drang und gleichzeitig die Furcht den Schutz und die Unschlud des Nichtwissens zu verlassen.
Es ist ein ewiger Kreislauf, bei dem der Weg das Ziel ist. Es gibt keine Letztbegründung (außer in Gott). Erst in der Dialektik der Gegensätze kommt man zu einem Schluss, der die Welt nicht reduziert, sondern ihrer Vielfalt angemessen erscheint. Eben diese im Sein immanenten Gegensätzte haben Hegel veranlasst der aristotelischen Logik eine dialektische entgegen zu setzen. Es gibt Wahrheiten, die sich eben nur durch einen Gegensatz ausdrücken lassen. Die Welt ist nur als Einheit ihrer Wiedersprüche fassbar.
K