Hände wie Wände
Schenke mir Reinheit in meinen Schlund
Trag mir die Hürde singend voraus
Bedenke die Kleinheit von Anmaßung
Wag nur mit Würde dich klingend hinaus
Und schrei von der Wahrheit mir in mein Ohr
Blicke der Feigheit trachtend nicht nach
Und sei von der Klarheit getragen empor
Schicke Dreistheit schlachtend zur Schmach
Und lass sie verhungern am Schein ihrer Macht
Reiße die Schwerter aus Herzen heraus
Hasse das Lungern von Sein in der Nacht
Beiße härter mit Schmerzen und Graus
Treib’s mit der Leere am finsteren Schwur
Zeichne die Wellen der Meere in dich
Bleib mit der Schwere verwachsen doch nur
Und weiche vor Hellem, nur wehre dich nicht
Haltloses Flammen im Widerschein bergen
Das soll dich führen, der Drang in dir sein
Halte zusammen und wider mei’m Sterben
Das kannst du spüren, sein Klang ist mein Reim
Mit Lust in den Händen die Nase welkt hoch
Nebel wirkt Denken und schneidet wie Blei
Just wild zu schänden am Grase das Loch
Hebel zum Lenken – der leidet dich frei
Auf tanzloser Feier Gesang in den Schoß
Stürzt sich windend und zitternd herab
Die glanzlose Leier vom Rang rigoros
Schürzt ihre Lenden mit Gittern und Grab
Sie hat keinen Nabel, doch hängst du an ihr
Du bist das Bild und ich hab dich zerrissen
Hängst noch am Nagel, der hält noch in mir
Wandfahl gewillt, vom Prangern zerschlissen
Wände und Hände haben viel Gleichheit
Liegen verhärtet wie Mauern, sind kalt
Kein Ende, nicht Wende, nichts sagen, nicht Weichheit
Entartet verbiegen vom Trauern sich alt
All ihre Streben und Balken und Hängung
Linien wie Risse und Adern im Fleisch
Kein Leben, kein Halten, bloß blanke Beengung
Es sind deine Hände wie Wände wohl gleich
Türen und Fenster sind fest verschlossen
Nur Schatten, so lange, umringen das Feld
Spüren liegt finster in Resten verflossen
Hatten stets bange vom Klingen nicht Welt
Wir waren wie Kinder und Tiere im Zelt
Teilten uns Zeiten, die Spiele und Brot
In Schalen die Winter von Zierde entstellt
Ereilten die Weiten der Mühle mit Tod
Da springt auf die Decke und bricht endlich ein
Was ist gewesen, was zeugte doch Lauf
Ringt noch im Drecke mit Licht frommer Schein
Wird bald verwesen, da wette ich drauf
Sangloses Klagen, das Brechen der Ränge
Als hätten wir gar nichts von Morgen gewusst
Drangfrohes Zagen, das Sprechen von Länge
In Stätten des Lichts längst verdorben: Verlust
Wir wollten uns töten, wir waren unsterblich
Wir sangen von Freiheit, wir sperrten uns ein
Wir tollten vor Nöten, erstarrten verderblich
Wir klangen wie Zweiheit und blieben allein
Wir stiegen in Flüsse, badeten Wüste
Wir liebten uns bitter, blutig und schal
Wir trieben um Küsse, landeten Küste
Wir siebten uns Ritter mutig zur Wahl
Wir waren betrunken, wir wollten noch mehr
Wir dachten, wir hätten einander ergänzt
Wir sind bloß versunken und schmollten einher
Wir lachten sehr, denn nie hat es geglänzt
Was uns verband, das war eine Neigung
Launen sind sterblich, in Selbstmordgefahr
Wieder die Wand und noch keine Zweigung
Mag je mehr raunen, was auch immer da war
Und was auch geschah, es war doch kein Boden
Du konntest nicht fliegen, nicht mal auf mir
Ich weiss, was ich sah und nie abgehoben
Bist du mit den Lügen, die lastend in dir
Dich immer hielten fern von der Höhe
In die ich dich hätte rauf tragen können
Du armer Stern, jetzt gib dir nicht noch Mühe
Ich werd nicht mehr fragen…jetzt darfst du verbrennen!