Zára I
Keiner kennt ihren Namen, Nicht einmal ich. Heut Nacht hörte ich ihn. Heut Nacht wusste ich ihn. Doch ist er vergessen.
Es sind wieder die gleichen Katakomben, wieder die gleiche Tür. Und wieder ist es das gleiche Seufzen, das man auch schon durch das ganze Haus hören kann, zumindest von seinen Überresten. Das Wasser muss vor Jahrzehnten hier hoch gestanden haben, man kann es noch hören, wenn man es will. Die Wände sind schweflig gelb und silbern blau. Und alles durchzieht der Rost. Man könnte glauben, man sei auf einem Riff oder einem gesunkenen Schiff, dass man nun geborgen hatte.
Es gab verwinkelte Gänge, die kein Ende zu haben schienen. Zimmer, deren Anzahl jegliche Schlösser erblassen ließen. Und doch war die Ruine nicht gerade groß. Die Katakomben hingegen, sie waren gewaltig in ihren Ausmaßen.
Heut Nacht fand ich wieder an diesen Ort. Und zum vierten Mal stand ich vor der gewaltigen Holztür im Herzen der Katakomben. Auch diesmal war ich allein. Nur das Seufzen und ich. Doch diesmal hielt mich nichts zurück. Dieses Mal stürzte ich mich gegen die Tür.
Ich rannte darauf zu und biss die Zähne zusammen, auf den heftigen Schmerz gefasst. Doch blieb er aus. Nur ein gewaltiges Krachen umgab mich und Splitter stoben zu allen Seiten davon. Ich öffnete die Augen und sah um mich...
- Nichts. Nur Schwärze.
Mir war, als habe jemand eine Tür zerschlagen. Was ist das? Wer ist das?
Finsternis umwogte mich, als sei sie eine zähe Flüssigkeit oder viel mehr ein Gewand. Mit jedem Schritt den ich in den Raum hinein trat, wich die Dunkelheit vor mir.
- Wer hat mich hier gefunden? Ist es...ein...Mensch?
Hinter mir brach das Licht den Raum. Vor mir verschwand die Dunkelheit. Kein Zipfel des schwarzen Gewebes streifte mich. Ich musste mich dennoch nach vorn tasten. Irgendwann gelangte ich an eine geschmiedete Gittertür. Dahinter lag die Finsternis.
- Was tut es hier? Was will es? Und warum brennt seine Anwesenheit?
Die Tür war mit einem alten Vorhängeschloss verriegelt. Trotz des jahrhunderte alten Rosts ließ es sich nicht zerschlagen. Sollte hier wieder meine Reise enden? Nur eine Tür weiter? Das wäre zu langweilig.
Ich versuchte, hinter die Gitterstäbe zu sehen, doch da war scheinbar nichts.
Was hielt man hier gefangen? Denn es war nichts als ein Gefängnis.
Ich machte auf dem Absatz kehrt. Hier musste irgendwo ein anderer Weg in den Raum hinter dem Gitter sein.
- NEIN! Geh nicht. Bitte, geh nicht! Bleib hier bei mir. Ich brauche dich. Deine Anwesenheit nährt mich. Ich brauche dich!
Als ich mich abwandte, schien es mir, als rufe mich jemand. Es war so von Trauer durchzogen, dass es mir kalt den Rücken runter lief. Mechanisch antwortete ich in Gedanken: ich komme wieder.
und ging.
Luc