Veröffentlichung von dp vom 12.05.2005 in der Rubrik Liebe.
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Ein paar Momente Glück Unter einer grauen Decke aus Wolken liegen die Häuser. In den Häusern liegen die Menschen und einer von ihnen schlägt gerade die Augen auf. Sein erster Blick fällt auf den grauen Himmel, und zaghaft bahnen sich die ersten Gedanken ihren Weg durch ein verschlafenes Gehirn.
Es ist zu früh zum aufstehen. In die Pfüzen schlagen Regentropfen kleine Krater, verursachen zaghafte Wellen, konkurieren mit anderen bis ein Autoreifen zischend die Pfüze auf den Gehweg schleudert.
Das erste Licht des Tages legt sich zaghaft über die nassen Fassaden, die verlaufenden Farben. Übernächtigte Passanten eilen gebeugt, den Blick starr auf den Boden gerichtet, über die nassen Straßen. Das Grau der Nacht will kaum aus ihren Gesichtern weichen. In der Luft liegt ein Gewitter, in den Wolken spiegelt sich der neue graue Tag.
Ganz zaghaft bahnt sich die Flamme ihren Weg. Knisternt enzündet sich der Tabak. Eine graue Wolke Rauch für einen grauen Tag. Eine sanfte Berührung für die Lippen, eine Qual für die Lungen, eine Wohltat für den Kopf.
Ein Schritt- die Regentropfen treffen auf den Körper. Kleine Bäche bilden sich auf dem Gesicht, dem Himmel empor gestreckt. Die Welt bleibt für eine Sekunde stehen, bis der nächste Tropfen genau das Auge trifft und zum aufbrechen zwingt.
Ohne Ziel läuft der Mensch. Er läuft immer weiter und genießt das Gefühl der Nässe und Kälte die langsam durch seine Kleidung dringt.
Von großen grünen Blättern fallen dicke Tropfen auf einen Laubbedeckten Boden. Der Mensch steht und lauscht dem Geräusch. Es ist schwer das Tropfen von den anderen zu unterscheiden. Grüne Grashalme tragen schwer an der Last des Wassers.
Langsam kehren die Farben zurück. Vorsichtig greift der Alltag die verregnete Stadt, füllen sich die Straßen mit verzerrten Gesichtern.
Der Mensch atmet die Freiheit, schüttelt einen Baum und lacht über die fallenden Tropfen.
Vor seiner Tür beobachtet er seine nasse Hand, den nassen Schlüssel und das nasse Schloss.
Zuhause zieht er die nassen Sachen aus, hebt die Decke und schmiegt sich an einen warmen Körper. „Warum bist du denn so nass?“ flüstert eine verschlafene Stimme.
„Ach nichts“ sagt der Mensch und steht nochmal auf um den Vorhang zu schließen.
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