NebellichterRauch treibt auf den Dächern der Stadt. Nebel sickert lautlos in die Straßen. Die Betonriesen verbergen sich wie Klippen in der Nebelsee. Das Licht der Staßenlaternen glimmt scheu durch den milchigen Vorhang, versucht mit seinen gelben Armen wie Leuchtfeuer die umher irrenden Menschen zu leiten. Stumm kriechen die Elektrischen durch die Stadt. Das dumpfe Rauschen des Verkehrs rollt wie ferne Brandung gegen die Häuserklippen, erstirbt und bleibt entgültig liegen. Kreischend reißt der stählerne Lindwurm wieder einmal mein Leben mit sich fort. Die roten Rücklichter jagen davon, werden vom Nebel verschlungen und lassen mich allein in den Schwaden zurück. Ihr Herzschlag erstirbt in meinem Ohr wie zuvor die Brandung an den Häuserwänden. Eisblumen blühen im Reif an den Fenstern. Es schlägt nur noch der Takt der Musik. Mit dem Zug verlor die Welt auch alle Farben. Jetzt ist alles grau und trist um mich herum. Der Nebel verbirgt die Sonne, die niedrig am Himmel steht. Nur selten dringt ihr Antlitz durch die Rauchschwaden und zeigt sich als silberweiße Scheibe hinter dem dichten Grau. Die Menschen drängen sich unauffällig in der Bahn zusammen, versuchen ihr bisschen Privatsphäre vor den anderen abzuschirmen. Ich versuche dagegen nur einfach nicht da zu sein. Endlos scheint die Zeit sich zu dehnen. Träge gleiten die Augenblicke durch das Nebelmeer, vermischen sich mit dem Rauch und treiben mit ihm über die Dächer der Stadt. Nichts hat sich geändert. Noch immer verbirgt der Nebel das jenseitige Ufer der Staßen. Die Klippen der Betonriesen stehen schweigend im Meer aus Nebel, Rauch und Augenblicken. Unter ihnen stehe ich und blicke den roten Lichtern nach. Die Finsternis ist kalt ohne sie. Ihre Dunkelheit ist es, in die ich mich wärmend legen will.
Luc |