Ein Glück
"Ein Glück!", dachte sich ein Glück, dass sehr einsam gewesen war. Als Glück der Reisenden dauerten seine Freundschaften selten länger als einige Monate, wenn nicht bloß wenige Tage. Gute, tiefe Beziehungen waren so natürlich nicht leicht aufzubauen geschweige denn aufrechtzuerhalten. Manche Freunde sah es nur jedes halbe Jahr, andere wie eine Lateinamerikareisende, die es sehr lieb gewonnen hatte, mussten nach mehreren Monaten leider nach Hause zu Arbeit und Diplom, und diese Fernbeziehungen sind immer schwierig, wie ihr sicher wisst oder euch denken könnt. Doch lasst mich die Geschichte von Vorn beginnen. Ein Schmied bekam eines Tages den Auftrag, innerhalb sieben Wochen ein besonders stabiles Fahrrad zu bauen. Da er nach drei Wochen bereits fertig war, beschloss er kurzerhand, es einmal auf seine Tauglichkeit zu testen. Also fuhr er mit dem Fahrrad Campen in die Natur. Zwar rollte nicht sofort alles so wie es sollte, aber weil er ein geduldiger und guter Schmied war, reparierte er nach und nach alle Mängel. Denn schließlich fand er so großen Gefallen am Reisen mit dem Fahrrad, dass er nicht so schnell aufgeben wollte. Durch das viele Pflegen hatte er sein Fahrrad bald so lieb gewonnen, dass er schnell ein zweites Fahrrad für seinen Kunden baute, das sogar noch besser gelang und jenen voll und ganz zufrieden stellte. Auf einer seiner Fahrten lernte der Schmied das Glück der Reisenden kennen. Sie freundeten sich an, und fortan gab sich das Glück der Reisenden alle Mühe: Es war dem Schmied Freund, wie man sein muss, um Freunde zu machen, es umgarnte und verwöhnte ihn, ging mit ihm durch Sonne und Regen, durch Kälte und Hitze, durch Tag und Nacht, stellte ihn auf harte Proben und schließlich zähmte es ihn. Nun blieb wenig, das die beiden noch trennen konnte. So war es das Glück seines eigenen Schmiedes geworden.
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