Die Brille des Pinguin
Eis. Schnee. Weiß um ihn herum. Soweit er sehen konnte. Hin und wieder durchzogen von glänzendem, silbrigem Wasser.
So ist es wie er es gewohnt war. Einfach und klar. Eintönig, stumpf - und doch wie ein alter Bekannter, dem man den Einlass nicht verwehrt, weil man meint, sich mit ihm zu verstehen und mit ihm umgehen zu können - da wurde er dem Nebel gewahr, der ringsherum den Horizont abgrenzte.
Aber so ist es nicht immer gewesen. Er hat auch schon andere Landschaften gesehen. Sonnenüberflutete Pflanzen; einen offenen, endlosen Himmel.
Und doch ist er nicht sicher, ob richtig da war. - Natürlich, er selbst war da - oder bildete es sich zumindest ein! Aber es war ja nicht so, dass er dort einfach hineingestapft war. Vielmehr hatte sich die Welt ein wenig auf ihn zubewegt - und damit auch das Recht erworben, die Erinnerung zu teilen. Doch ob sie sich jetzt noch an ihn erinnert, bezweifelt er. Denn wenn nicht, ist sein Teil der Erinnerung wertlos. Dann war er eigentlich gar nicht dort. Dann bildet er es sich vielleicht auch nur ein.
Tja, nun ist er wieder hier. Hier kennt er sich aus. Im Gegensatz zur anderen Realität. Obwohl - manchmal glaubte er, er hätte mal einen Überblick gewonnen. Doch als sie sich sanft wieder zurückzog, erkannte er, dass er Zeichen übersehen hatte.
Tja, das kann mit seiner Brille schonmal passieren. Er hatte sie größtenteils in seiner gewohnten Landschaft erhalten, wo sie auch besser funktioniert. Dort hatten sich schon tiefe Furchen in sie eingegraben.
In der anderen Welt konnte er sie aber nicht erinfach absetzten. Manche Brillen kann man nicht absetzen, weil man dann gar nichts mehr sieht. Er hatte es sogar einmal in der gewohnten Realität versucht, woraufhin er aber nur vollkommen verwirrt durch die Gegend irrte, ohne zu wissen wohin oder woher.
Tja, jetzt ist er wieder hier und schaut, ob er in den Weiten des Nebels etwas findet.
) 7.4.04 (