Veröffentlichung von LK vom 13.01.2007 in der Rubrik Zeit.
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Zára II Bald fand ich eine Treppe, die noch weiter nach unten führte. tiefer, als es ohnehin schon war. Stufe für Stufe stieg ich nach unten. Hier herrschte wie überall in den Katakomben die gleiche kalte Finsternis. Nur in diesem einen Raum blieb die Dunkelheit, die wie ein Stoff gewebt war. Dort war es warm. Dorthin wollte ich zurück.
Jetzt erst fiel mir auf, dass ich ganz ohne jedes Licht hier unten war. Trotzdem schien mir, dass ein heller Silberschein wie Vollmond mich begleitete, als leuchtete meine eigene Seele mir den Weg. Genau so unheimlich fand ich mit einem Male, dass ich den Weg hinter den Raum mit der Gittertür kannte, als wäre ich ihn schon einmal gegangen.
Am Fuße der Treppe angelangt trat ich knöcheltief in Wasser. Ich war also entweder auf Höhe des Meeresspiegels, oder hier konnte das Wasser nicht mehr weiter abfließen. Das Meer war nicht weit. Sein Rauschen brach sich hier unten in den Gängen und wurde als tausendfaches Flüstern wiedergegeben. Also war das Wispern, was ich oben zu hören glaubte tatsächlich das Meer und keine Einbildung. Plätschernd stapfte ich in die Dunkelheit des Tunnels.
- Wo ist es hin? Es sagte, es wolle wiederkommen. War es richtig? Wo ist es nur? Wann kommt es zurück?
Wie lang ich nun durch das Wasser watete, wusste ich nicht. Mir schienen es Ewigkeiten zu sein. Plötzlich hörte ich Stimmen über mir. Sie quollen aus den Ritzen des Mauerwerks: "Nein meine liebe!" klang es wie aus einem alten Radio, dreckig. Der Hass und die Abscheu in der Stimme ließen mich zusammenfahren: "Du bekommst kein Fleisch. Du musst Diät halten. Harr harr harr!!!" das Lachen erstickte, als würde ein Tuch vor all dieses Ekel gelegt. Dann folgte ein Prusten: "Was fällt dir ein! Dafür wirst du mir büßen!" ein Stein fiel auf etwas Metallenes und ein markerschütternder, feiner Schrei drang durch mein Herz. Gleichzeitig zerriss Schmerz meine rechte Hand.
- Was tun diese? Warum sind sie so? Warum tun sie das? ... warum?.
Ich war gestolpert. Beim Aufstützen hatte ich in eine Glasscherbe gegriffen. Nun troff das Blut an meiner Hand herab und tröpfelte in Wasser. Ich band mir einen breiten Fetzen Stoff, den ich mir aus dem Mantelfutter riss um den Handteller, um den Blutstrom zu stoppen. Dann watete ich weiter. Irgendwo in scheinbarer Ferne glomm ein Licht auf. Doch mit jedem Schritt wurde es zusehens größer. Es war nicht mein eigner Silberschein. Es war ein fremdes warmes Licht. Bald war ich heran. Es war eine Tür durch deren Fenster der Schein von einigen Fackeln glomm. Dahinter hörte ich rückende Stühle und wieder dieses Seufzen. Hier war ich wieder am Ende des Weges. Es sei denn ich wollte mich verraten. Lauschend presste ich mein Ohr an die Tür. Dahinter waren nur die Stühle und ein leises Wispern. Dann riss jemand die Tür auf und ich fiel kopfüber auf harten, staubigen Steinboden.
Luc
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