Wenn ich mich vor mich stelle und mich frage: "Wer bin ich?", dann stelle ich fest, dass ich das garnicht weiß.
Wenn ich mich betrachte, dann bin ich mir seltsam unvertraut. Meine Gesichtszüge verraten mir nichts und weder kann ich in mich hineinschauen, noch aus den Äußerlichkeiten lesen. Ich bin mir selbst wie ein Buch, dass in einer unbekannten Sprache verfasst wurde. Obwohl ich hier und da von der Form und Farbe des Einbandes auf den Inhalt schließen kann, bleibt mir der Sinn der Zeichen verschlossen.
Ich stehe also vor mir und frage mich: "Wer bist du?" (und höre das Echo der Worte immer wieder und wieder von mir abprallen.) Es scheint fast so, als stünde eine tiefe, unüberwindbare Kluft zwischen mir selbst. Die Brücken darüber habe ich wohl schon vor langer Zeit in Wut und Verzweiflung niedergerissen. Vielleicht gibt es noch eine schmale, morsche Holzbrücke, die mich zu mir führt, aber den Mut, sie zu überqueren, könnte ich nie aufbringen.
Ich gehe Tag für Tag neben mir her und beobachte mich, wie ich versuche, den Tag zu meistern und die Nacht zu genießen und stelle aber nur fest, dass ich mich selbst beim Scheitern begleite. Immer den Tränen nahe (bin ich nicht in der Lage zu weinen) frage ich mich: "War es eigentlich ein schöner Tag, als meine Emotionen gestorben sind?" (und ist es lange her?)
Mein ganzer Fokus gilt der Frage, wer ich bin und daraufhin verliere ich den Blick für das "Woher" und das "Wohin".
Und was noch viel schlimmer ist: ich verliere den Blick für die vielen großen und kleinen Wunder, an denen ich gedankenlos vorbeiziehe in meiner Hast.
Vor vielen Jahren habe ich mir geschworen: "Niemals!" (und "niemals" ist ein Versprechen.)
Warum ist diese Kälte in mir, die mich verzehrt, die mir die Sinne raubt und die Augen verschließt?
ich stehe immernoch vor mir und bin wütend und schlage auf mich ein (und spüre die Schläge als eine Befreiung) während sich meine Kehle zuschnürt.
Vor vielen Jahren fragte ich mich, warum ich mit zweiundzwanzig so blind bin? (why am I so blind at twenty two?
to the hope that is all around me filling up this room)
Jetzt bin ich viel älter und immernoch blind, aber ich habe mir erneut geschworen: "niemals! (wieder)"
Und dieses soll von nun an mein Schibboleth sein.