Fragmentarischer Zusammenhalt
Dein seicht schimmerndes, schimmelndes Kleid hängt seit Wochen im Schrank. Es grüßt mich nicht mehr. Beinahe könnte man meinen, dass es beleidigt ist, wäre da nicht eine alte Bügelfalte, die mich seltsam von Zeit zu Zeit anlächelt.
Zwischen den Reihen liegt ein bärtiger Mann, er schläft. Wenn man ganz still ist, kann man das mechanische Ticken seiner Armbanduhr hören, bei diesem Geräusch stellen sich dem Hörenden die Nackenhaare auf. Schuld daran ist die Vergangenheit.
In den frühen Morgenstunden, wenn der letzte Tau auf den Blättern der jungen Eiche im ersten Sonnenlicht die Flucht antritt, schaue ich durch die geschlossenen Fenster hinaus. Draußen, auf den Zweigen sitzt die verspätete Nachtigall und schaut verwundert zu mir hinein.
Schnell bewegen sich die Augen des toten Soldaten hin und her. Sie folgen den Anweisungen des Mannes. Später wird er seine Beine nicht mehr spüren, ein nervöses Kribbeln wird durch seinen Körper laufen und die Erinnerungen endlich lebendig.
Ich ertrinke in Träumen aus Sand, mein Herz wird, fleischgeworden, zu einem knöchernen Schalentier. Um der Errettung willen setze ich mich aufrecht, den Rücken überstreckt in die Salons der Stadt und warte, aber unwissend warum und auf wen.
Die Mutter hebt die rechte Hand zum Gruß, in der linken hält sie ein weißes Taschentuch, sie schluckt den Schmerz tapfer hinunter. Der Zug beginnt zu dampfen und zu pfeifen und aus dem eisernen Bauch kommen fröhliche Stimmen, sie singen Lieder. Der Horizont gleicht alles aus.
Auf dem Feld liegen verstreut metallene Dinge. Die Kinder rennen aufgeregt umher, rufen sich etwas zu. Behände bewegen sie sich und heben die schweren glänzenden Eisenstücke auf. Am Abend kommen sie mit Stolz geschwellter Brust an den Küchentisch und präsentieren ihren Fund.
Gestern habe ich die letzten Sachen von dir in eine Kiste gepackt, die Wolldecke, mit der du dich immer zugedeckt hast, in die Waschmaschine getan und sie sehr heiß gewaschen. Ich weiß, du wirst nicht wiederkommen, es ist gut so, aber es geht mir nicht besser.
Wenn die Kugel zwischen den Augen in den Kopf einschlägt, das Hirn in weitem Bogen in den Graben geschleudert wird und am Himmel kein Vogel mehr fliegt, dann ist der Tag noch nicht vorbei, denn es gibt weitere Gräben in denen Menschen sitzen, die auf ihr Schicksal warten müssen.
Gierig stopft der Heimgekehrte am Wagen des Gemüsehändlers von allem etwas in seinen Mund bis er schließlich davon gejagt wird. Beinahe glücklich und ein wenig gesättigt schläft er unter dem blühenden Holunder ein, seine Träume sind dunkel und der Wald bettet ihn sanft.
In der Zeit, in welcher der wilde Mohn in den Wiesen leuchtet, der Wind durch dein Kleid weht und wir gemeinsam auf den Schienen laufen und nach alten Schrauben suchen, denke ich manchmal an mein Glück, dass ich dich gefunden habe und dann ist es gut. Dann kann ich vergessen. |
und hier nochmal der text zum mitlesen. danke. ach übrigens, den schluß finde ich noch nicht ganz gelungen. so.
Hey, Jo!
(wollte ich schon immer mal schreiben, sorry)
Ich mags; auch das Ende, übrigens. Werde es noch einige Malelesen.
In der vierten Strophe ("Erinnerungen endlich lebendig") fehlt, glaube ich, ein Wort.
Manfred
ich finde den text vollkommen gelungen und ich hatte tränen zu schlucken; irgendwie war ich auf soetwas nicht vorbereitet. aber auf sowas kann man sich auch nicht vorbereitet. du hast mich überrascht.
man könnte mit dem gedanken der ellipse arbeiten und dann also ohne sind...bei den erinnerungen mein ich...soll aber auch keine schlagzeile sein, aber würde wunderbar funktionieren.
Dat Stuff klingt wie die I-netztagebucheinträge von der ollen Hirnsuppe. Gefällt mir bis auf den letzten Absatz. Der wirkt zu geschwollen.