liebeIch bin verrückt, dachte ich, als meine Mom mich in die Psychiatrie einweisen lies. Ich werde verraten, dachte ich, als sich niemand von meinen Freunden dort mehr blicken lies. Ich kann ihm nicht verzeihen, dachte ich, als er mich dort versauern lies. “Hallo” sagte er mit einer warmherzigen und sanften Stimme. “Hi” sagte ich mit einer kalten und trotzdem zitternden Stimme. Ich hatte mir geschworen, ich würde nett und freundlich sein, doch als er ohne jeden Unterton sagte: “Was hattest du denn für komische Visionen, von denen deine Eltern berichteten?“ schwor ich mir, Rache zu nehmen, an allem, was er mir angetan hatte. Ich stoß nur einen kleinen, wütenden, schnaubenden Laut aus, ging auf die Toilette und blieb, bis er weg war. Ich und komische Visionen! Wer hatte mich denn davon überzeugt, dass es Vampire gäbe? Dass man nur nachts rausgehen und ein Glühwürmchen, die angeblichen "Mitwisser" der Vampire, finde musste? Und es ansprechen? Kein Wunder, dass meine Mom mich für verrückt hielt. Doch dem werde ich es zeigen, ich bin schließlich 18 und denke, ein gaaanz klein bisschen Verantwortung werde ich doch noch übernehmen können. Es dauerte nur noch 1 Woche, bis meine Therapiezeit abgelaufen war, also packte ich meine Sachen und ging. Man kann ja abbrechen. Herr Purzel (seiner Leibesfülle nach zu urteilen, ein wunderbarer Name für ihn), rief mir allen Ernstes: “Fräulein Dehrenkamp, wollen Sie nicht noch bleiben? Ich denke, es würde Ihnen nicht schaden!” hinterher! Ich ging nicht nach Hause. Ich nahm mir eine Wohnung und aß ein Toast mit richtig fett Nutella drauf. Und dann ging ich ins Bett. Es klingelte. Es klingelte? Es klingelte?!? Mit einem Satz sprang ich auf, und suchte verschlafen nach meinen Klamotten. “Deine Hose liegt im Wäschekorb und dein Shirt auf dem Umzugskarton, den du schon seit 2 Wochen nicht ausgepackt hast.” “Danke”, murmelte ich und holte mein Zeug, als ich innehielt. Ich rannte zurück in mein Zimmer. Wieso um Gottes Willen sah der Typ so wunderschön aus? Seine schwarzen Haare, die die ohne Gel abstanden, als ob er sie nie kämmen würde, was zu einem gewissen Grad auch stimmte, seine reine Haut, die so weiß und wunderschön war, wie seine giftgrünen Augen, die einen oft so durchdringend anstarrten, dass man selbst ganz grün wurde vor Neid. Auf jeden Fall stand er da, und lächelte mich mit seinen vollen, tiefroten Lippen an. Ich konnte nicht anders, ich ging langsam auf ihn zu und gab ihm eine richtige Ohrfeige. Er sah zu Boden. Und dann nuschelte er ein bisschen verlegen: “Ich habe dich beobachtet, von da an, als du aus der Klinik kamst. Ich wollte mit dir reden, weil die Ärzte in der Klinik Überwachungskameras installiert haben. Wenn ich dort mit dir geredet hätte, wäre ich jetzt auch in der Psychatrie und alles wäre vorbei.” Ich dachte nicht an ihn, und dass ich ihn liebte, dass er mir das tausend Mal gesagt hatte, dass ich nichts mehr wusste, außer dass wir jetzt sofort Pirco retten mussten. “Ich komme.” Als Jasper keine Anstalten machte, zu gehen, wies ich ihn freundlich darauf hin, dass ich mich noch umziehen musste, was er mit einem hochroten Kopf quittierte. Ich beeilte mich, und 2 Minuten später rannten wir über ein Feld, das von tausenden von Maulwurfhaufen überdeckt war, so dass ich prompt stolperte. Jasper fing mich auf, und ich wollte fast nie mehr aus seinen starken Armen. Doch irgendwann waren wir in der Höhle, und sahen uns um. Pirco lag da, und wand sich vor Schmerzen. Er fragte ihn, ob er es wirklich wolle, doch Pirco ließ sich nicht umstimmen. “Es ist eine Entscheidung, die man nie wieder treffen kann.” “Ich weiß. Bitte tu es mir zuliebe.” Also nahm Matt Pirco und warf ihn hoch. Sehr hoch - 20.000 Meter - bis er spürte, dass Pirco in Sicherheit war. Mir rannen plötzlich die Tränen über die Wangen. Pirco war im Himmel, bei seiner großen Liebe, doch ich vermisste ihn jetzt schon. Von hinten kam nun Jasper und umarmte mich. “Glaubst du jetzt, dass ich ein Vampir bin?” “Aber… Du trinkst kein Blut…?” Ich drehte mich zu ihm um. “Warum bist du unglücklich?” “Das weißt du.” “Ich möchte es gerne von dir hören.”, sagte ich und blieb hartnäckig. “Ich liebe dich.” “Ich liebe dich doch auch, Jasper. Aber es kann in keine Hinsicht funktionieren.” Mein Magen fühlte sich bei diesen Worten an, als ob ich ihn durchgeschüttelt, gefedert, geteert und an die Wand geschmissen hätte. “Und seit wann kümmern wir ums um Naturgesetze?” fragte Jasper und schaute hoch, durch die Bäume, durch die vor 5 Minuten noch Pirco geflogen ist. Ich dachte nach. Es stimmte. Und - ich liebte ihn. Aber… Jasper küsste mich. Es war kein fragender Kuss, wie es sonst beim ersten Kuss zwischen zwei Menschen ist. Es war ein fordernder Kuss. Ich wusste nicht, was in mich gefahren war, als ich genau so fordernd zurückküsste und mich fühlte, als sei ich der glücklichste Mensch der Welt. |