Sei Mein
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es ist mittlerweile gute Sitte, dass ich zartfühlende Neulinge mit meiner direkten, groben Art auf orthographische Faux-pas hinweise. Manch einer ward so verschreckt. Dir wirds doch wohl nicht so ergehn?
"Auf dass", mit Doppel-s, bitte. Tsk-tsk.
Sei auch hier herzlich willkommen.
Manfred
he manfred, ich denke du könntest dich weniger wichtig nehmen, und das zu beginn einfach mal lassen.
ontop.: willkommen. was ist das für eine liebe? in deinen texten, den beiden kürzeren (den anderen lese ich später) geht es für mein empfinden vielmehr um kontrolle, du forderst sehr viel auch wenn es scheint, dass du geben möchtest. wer da mitziehen kann, braucht diesen text vielleicht gar nicht. auf jeden fall liegt viel drin, freu mich auf mehr. bester gruß dk.
Ach ich kenn Manfred. Der darf das. Dafür nenn ich ihn einmal die Woche Klugscheißer. das ist der Preis.
Interessant was du schreibst dk. Den Kontrollgedanken hatte ich da nie. Aber will mal drüber nachdenken. Vielleicht ist da was dran.Bei -Alles Liebe- geht es für mich um die Angst vor Nähe und was daraus erwächst. Sei mein ist ein absolut ernst gemeintes Liebesgedicht. Eine Liebeserklärung sogar.
ich lese hier sogar eine Art Verlobung heraus.
Das Fäkale schiebt das Ganze in den Bereich des "Analen Charakters" aus der Psychoanalytischen Schule. Die wird ja mit Kontrollzwängen und ähnlichem in Verbindung gebracht. Weil Mami so streng war. Eine Frage der Assoziationen, vermute ich. (Womit ich nicht dk's Kommentar anal-ysieren möchte, sondern sogar unterstelle, dass PsiA so sehr Gemeingut geworden ist, dass es in Verständnis von Texten unterbewusst einfließt.)
Ich persönlich denke hier an Zyklisches, Vergänglichkeit, Prozess. Im Grunde ein Stück Ewigkeitsversprechen.
ich habe bewusst versucht die anale schiene rauszulassen, als mir die kontrolle in dem text aufgestoßen ist. ich denke ich kann das abstrahieren. somit ist freud von mir nicht unbewusst kleinbürgerlich eingeflossen, sondern bewusst außen vorgelassen worden. ich stehe freud kritisch gegenüber; er ist nicht das maß der dinge, ich denke selbst.
ich lese hier keinen zwang raus, aber einen starken wunsch und einen anspruch - da sind 'ausscheiße' und 'Exkrementen' in dem text völlig nebensächlich.
Ich erkenne in diesem Gedicht keine Liebeserklärung, deshalb habe ich mich gefragt, was für eine Liebe das ist. Der Text beginnt mit "Ich" und so geh er weiter. Es geht um "Ich", was das "Ich" will, was das "Ich" bezweckt, was geschehen soll.
Desweiteren ist das "Ich" derjenige, der verdaut und 'ausscheiß[t]' aber aus IHREN Exkrementen (die hier gar nicht auftauchen) wird die Zukunft gelesen. Da fehlt mir ein wenig der Zusammenhang.
ah.... bzw. aus SEINEN exkrementen. wenn es sich um eine homosexuelle liebe handeln sollte, würde ich das ganze etwas anders betrachten.
Ja und das ich will ihn. Das Du kommt durchaus vor. Aber so viel denke ich gar nicht beim Gedichte schreiben.
Und um deine Frage zu beantworten:
Ja, es handelt sich um eine schwule Liebe
Was mich zur Gegenfrage führt:
Wieso macht das die Sache anders? Ich hoffe doch nicht wegen der Exkremente und dem Darm.
Ich möchte hier nicht anfangen meine Metaphern zu erklären, aber man darf das durchaus im übertragenden Sinne sehen.
Ich hab noch vergessen zu erwähnen, daß ich Freud für ne Papnase halte
mit Freud hat das schon gar nix mehr zu tun; das hat sich über die Jahrzehnte verselbständigt. Freud irrte da o er zu konkret wurde. Der Wiener Bürger, dem nur ein kleiner Teil der Gesellschaft zugänglich war. Ich weiß nicht, ob Freud die Charakterlehre eingeführt hat; ich glaube nicht. Von ihm stammen die Phasen. Beides überholt, aber die Bilder blieben hängen. Es hier "anzuwenden" finde ich jetzt auch Quatsch.
Ich finde die Willenserklärung hier so wunderbar deutlich, die Bereitschaft zur Grenzüberschreitung, aber (Titel! Hallo!) eben auch eine Inbesitznahme.
Wessen Exkremente wären es, wenn das Du das Material liefert, und das Ich die Verdauungsleistung?
(Und muss man sooo tief ins Bild eindringen?)
Es gibt eine Grammatik der Sexualität. Im Deutschen allemal. Insofern mag die sexualle Orientierung des Autors für den Text nicht ausschlaggebend sein, die des Erzählers wird es fast immer sein.
Nur hier gar nicht;-) Es gibt nur Du und Ich.
...nah
...triebgesteuert
...mutig
...liebevoll
Dieser Text von Dir, HS, war auf den ersten Blick gar nicht mein Fall, weil sexuell , nicht meine "Geschmacksrichtung" , aber die sprachliche Präzision, wie in Deinen anderen Texten, zog mich auch hier näher heran Und das lohnte sich. Jedes Wort scheint rund gefeilt und passt...sobald...wie hier...man die sperrige, erst einmal leicht abschreckende Oberfläche durchbrochen hat.
Und doch, es macht auch für mich einen Unterschied, ob von einer schwulen oder hetero Liebe die Rede ist: Einen solchen Zoom auf tiefe männliche Hingabe habe ich so noch nie gelesen.
Herzlich Willkommen auch von mir.
Macht das wirklich einen Unterschied?
Ich finde das sehr spannend, weil es eigentlich nur Frauen so empfinden. Und ich hätte das gerne näher erklärt.
Für mich war es immer ein Gedicht über Liebe und auch Hingabe ja, aber nicht übers Ficken. Oder wenn, nur sekundär.
Der Mann liebt wenn er fickt - die Frau liebt wen sie fickt?
Weiß das hört sich doof sexistisch an. Aber meine Erfahrung deutet schon darauf hin, dass es da einen Unterschied im Erleben gibt. Oder besser in den äußeren Bedingungen.
Natürlich nicht gesetzmäßig. Und auch bei mir selbst gab es da verschiedene Phasen...aber das gehört nicht hierher...
In Deinem Text erlebt jemand die Liebe als rein körperlichen Akt...das aber ausgesprochen tief und liebevoll. Das nimmt mir jedes blöde Bewerten aus dem Kopf. Das ist gut so, weil ich mein fraulich-subtiles Gehabe manchmal selbst nicht mag.
Ich finde deine Betrachtungsweise - ganz vereinfacht - total wahr. Jedenfalls in der Tendenz. Und wenn man die Wertung dabei rausnimmt, dann erspart man sich ja auch ne Menge Stress dabei.
Ich will ehrlich sein. Wie körperlich das Gedicht dann doch ist, ist mir erst durch eure Kommentare aufgefallen.
Dafür liebe ich Gedichte. Sie zwingen mich zu absoluter Ehrlichkeit.
ich habe schon bemerkt, dass es eine liebeserklärung sein muss. ich kam aber irgendwie nicht auf den trichter, was nicht passt, warum ich diese liebeserklärung gar nicht erkennen kann. die einzige erklärung für mich war auf einmal, dass es dann eine schwule liebe sein muss. ich denke schon schwule lieben sich anders, direkter, ohne geschlechterliche hürden. auch du gehst hier keinen umweg. es ist eine 'aggressivere' zärtlichkeit als zwischen heteros.
wow - ich hab das ehrlich gesagt noch nie so gesehen. aber irgendwas hört sich daran verdammt richtig an. jetzt muss ich erstmal ne runde nachdenken. ;-))