Recognosco Ein Mann hat 1973 eine Reise nach Hongkong gemacht. Er war nicht nur irgendein Mann. Viele haben ihn geliebt und bewundert. Auf die Reise hatte ihn seine Frau geschickt. Sie war auch nicht irgendeine Frau. Viele haben sie gehasst und verflucht (und tun es heute noch). Die Reise dauerte Wochen und er ging durch die Straßen. Er schrieb ihr nicht. Er rief sie nicht an. Sie blieb stumm. Und schließlich greift er zum Hörer und sagt: „Rat mal, wer das ist? Ich bin’s! Ich!“
Er hatte in der Ferne und der Einsamkeit etwas lang Verlorenes wiedergefunden. Sich selbst. Nicht mehr sein in ein veraltetes Image gepresstes Selbst, das ihm längst schon ein paar Nummern zu klein geworden war, nein, sein unverfälschtes, ungebändigtes, rohes Selbst. Diesen Moment hatte er unbewusst lange herbeigesehnt. Zu diesem Moment wäre es ohne sie nicht gekommen. Und er sah nicht zurück, als er seine Füße daraufhin einen vor den anderen setzte. Ich habe mich oft gefragt, ob es richtig ist, Altes zu zerstören und Leute, Freunde, hinter sich zu lassen, um vorwärts zu kommen, wenn man nicht weiß, was einen da vorwärts erwartet und das Alte so gut war. Wie viele habe ich ihr die Schuld gegeben. Es ist so viel einfacher gewesen. Jetzt verstehe ich. Ich glaube einen Funken von dem verstehen zu können, was da ablief und kann Sympathien und Anerkennung nicht unterdrücken. Ich will ihr fast sagen: „Danke, dass du das für ihn getan hast.“ Denn vor kurzem sah ich in dem Spiegel, konnte lächeln und einen Hauch dessen nachempfinden, wie er sich gefühlt haben muss. |
Es ist viel zu lang, viel zu unorganisiert und einfach nur langweilig.
Das Thema an sich, dass ich mit Reise zum Selbst betiteln würde, ist sehr schön und eignet sich hervorragend für vielerlei Arten von Texten, aber wie du immer wieder zwischen den einzelnen Formen, Zeilen- und Versmaßen hin und her springst wirkt sehr unerfahren und meist hilflos, eben weil der Text so sehr lang ist.
Freie Rhythmen sind geeigneter für kurze Schriftstücke.
Vielleicht solltest du dir diesen Rat zu Herzen nehmen, weil viele deiner Texte zu lang sind.
Überleg dir, ob und dann auch wie du deine Texte auf den Punkt bringen kannst.
VlG nach Prenzlau
Der Kommentar von KL irritiert mich sehr. Das ist nicht viel Text, und ich würde das hier nicht als ein Gedicht im lyrischen Sinne betrachten. Es ist Prosa in Zeilen. Mir gefällt es gerade deswegen. Denn ich finde die Zeilensprünge durchaus motiviert. Sie portionieren die Information, takten den Gedankengang. Ich verstehe nicht, was da "unerfahren" wirken soll. Sicherlich ist diese Form nicht sehr weit verbreitet. Von daher hat sie etwas experimentelles, ist für mich schon von daher nicht langweilig. Eine präzisere Sprache würde dem Text guttun. Aber viele meiden allzu literarisierten Sprachduktus.