Die Geschichte der Welt
Die Raupe. Wunderbar schön und schillernd in ihrer farbigen Herrlichkeit. Geboren und unwissend, eine flache Welt sieht sie aus ihren kleinen unwissenden Augen. Doch die Idylle der Zweidimensionalität wird ihr geraubt. Brutal wird sie aus ihrer geliebten vielseitigen Einseitigkeit gerissen. Sie fällt. Ohne zu wissen warum und ohne zu wissen wohin weiß die Raupe nicht wohin.
Und ohne ihr Wissen landet sie und hebt den Kopf. Und sie guckt sich um und sie findet sich tief unten wieder. Und sie fängt an zu klettern, sie bietet ihre ganze Kraft auf und strebt zum unendlichhöchsten. Doch der Weg ist lang und schwer, und die Raube klein und schwach. Sie findet sich in kleinen Ebenen wieder, sie sieht den Abgrund und sie sieht den Gipfel und nichts hat für sie mehr eine Bedeutung. Und sie bleibt auf der Ebene, doch der Berg schrumpft und die Ebene nähert sich langsam aber unaufhaltsam der Unendlichkeit. Und die Raupe krabbelt weiter. Und sie kämpft und sie kommt auf die nächste Ebene. Schöner größer und herrlicher. Doch die Raube gibt nicht auf und kämpft weiter. Sie kämpft und sie schafft es.
Sie ist oben. Sie hat es geschafft. Sie hat gekämpft und sie hat es geschafft. Und neben ihr, ganz oben entspannt und ohne Probleme, trifft die Raupe einen Affen. Der Affe ist in zwei Sätzen oben auf dem Berg.
Die Raupe blickt in den Himmel und sieht einen Vogel. Und die kleine Raupe auf dem hohen Berg, welchen sie mit so viel mühe hatte erklimmen müssen, wollte dem Vogel ihre Geschichte erzählen. Sie brauchte jemanden mit dem sie reden konnte. Und wie froh war sie, als der Vogel sich auf dem Berg nieder ließ, und er fing an zu reden. Er redete mit den Tieren auf dem Berg, und kurz bevor er wieder los fliegen wollte, schaffte die kleine Raupe die Aufmerksamkeit von dem Vogel zu erlangen. Und sie sagte zu ihm, dass sie mit ihm über ihren Weg sprechen wolle, sie wollte seine Meinung wissen, ein paar Glückwünsche von dem Vogel erhalten.
Doch dem Vogel war es scheißegal was die Raupe für ein Weg gemacht hatte. Er fand es cool dass sie oben war, genau wie alle anderen Tiere mit ihr, er wollte ihre Geschichte nicht hören. Und er folg davon, nicht ohne ein Versprechen sich wieder mit der Raupe zu unterhalten, aber er flog davon.
Und die Raupe wollte mit dem Affen sprechen. Doch der Affe war dumm. Er kam überall mit zwei Sprüngen rauf, er hatte nichts erlebt, nichts was die kleine Raupe interessierte, denn sie konnte mit ihrem Raupenverstand die Welt des Affen nicht verstehen.
Und die Raupe wurde traurig. Und sie erkannte dass es scheißegal ist, wie sie hier rauf gekommen ist, es ist einfach mal scheißegal, weil alle die oben sind oben sind. Und sie haben ihren eigenen Weg, sie haben ihren schnellen einfachen ungerechten Weg, doch sie haben keine Lebenserfahrungen. Sie wissen nicht was es heißt auf den Ebenen zu kleben, nicht weiter zu kommen. Sie wissen nicht wie es sich anfühlt wenn die Hölle sich unter einem auftut und man das Gefühl hat unhaltsam quälend langsam in ihren offenen Rachen zu rutschen. Sie wissen nicht was es heißt sich aus dieser Situation zu befreien, Freunde zu verlieren, Freunde zu gewinnen. Sie wissen nicht warum sie oben sind. Sie wissen nicht warum sie oben sein sollten. Und sie wissen nicht was sie oben machen sollen. Und sie wollen noch höher, springen vor lauter ungedult wissen sie nicht wo sie sind, können nicht bleiben. Aber die kleine Raupe weiß wo sie ist. Sie weiß warum und sie weiß dass sie hoch ist. Und dass sie nicht höher kommen muss, und nicht braucht. Sie ist Glücklich. Sie hat in ihrem Leben etwas erreicht, sie hat ihrem Leben ein Sinn gegeben.
Und die Raupe ist glücklich.