Leicht wie die Liebe
Ein Rosenblatt zog taumelnd an dem Fenster vorbei. Der Wind trug es immer höher, vorbei, an den Lichtern der Stadt, hinauf in die Wolken, wo es irgendwann im Mondlicht verblasste und nicht mehr zu sehen war. Einzig die Erinnerung an den silbernen Schein des Lichtes, welches sich auf seiner Tau feuchten Blättern gespiegelt hatte verblieb noch einen Moment länger in der Welt. Der Wind kümmerte sich nicht weiter um das Blatt, stattdessen fegte er wieder durch das offene Fenster, wo noch mehr Blüten aufgewirbelt wurden und sich wie in einem unsichtbaren Tanze bewegten. Die Luft flirrte und glitzerte rosenfarben auf, als sich die Blätter immer schneller bewegten, so dass man sie nur noch verschwommen wahrnehmen konnte. Der Tanz wurde beleuchtet, von den schwankenden Lichtern einiger Kerzen, die rot leuchteten im Dunkel des Zimmers. Die rötlichen Flammen tanzten ebenso und es schien fast so, als würde auch die Wärme die sie abstrahlten im steten Reigen des Windes an und ab schwellen. So wurde das kleine Zimmer in ein flackerndes Zwielicht getaucht, welches so sehr die Gefühle der Personen dort drinnen widerspiegelte, dass es eine Wonne war zu zu sehen. Ein wahrhaft majestätisches Bett stand in der Mitte des Raumes. Mit Sternen übersäte Baldachine baumelten vom Himmel herab, in blauen Samt getaucht. Die Laken waren aus feinster Seide und ebenso nachthimmelblau. Sie schmiegten sich an die Körper der Liebenden, als wären sie selber lebendige Wesen, die in der Umarmung mit den Beiden verschmolzen. Rosen hatten ihren Weg vom Boden auf das Bett gefunden. Nackte Füße hatten sie dorthin gebracht, als diese ungestüm durch das Zimmer getanzt hatten, so wie es der Wind nun tat. Und doch hatten sie ihren Weg sicher durch die vielen Flammen, entzündet von dem Feuer der Liebe, gefunden. Achtlos in der Ecke des Zimmers liegend und vergessen, war dort ein rotes Kleid, von feinstem Stoff und elegant geschnitten, so dass es den Betrachter mehr erahnen ließ, als das es verhüllte. Unweit davon entfernt lagen ein Paar Socken und Hose und Hemd des Anderen, der sich in dem Zimmer aufhielt. Zu dem Rauschen des Windes, welcher sich in den Vorhängen und Laken fing, von der Wärme der Kerze empor getragen wurde und immer wieder zielstrebig über die Körper der beiden Menschen strich, mischte sich ein leises Stöhnen und Seufzen, was dann und wann lauter und intensiver wurde, dann wieder abklang um sanfter und zärtlichem Wispern zu weichen. Der Wind sang ein Lied mit vielen Stimmen in dieser Nacht, in diesem Zimmer. Er sang in Tonlagen, die das menschliche Ohr nicht zu vernehmen zu vermag und dennoch das Herz bewegt. Er tanzte auf und ab und wand sich mit den Liebenden in einem verborgenen Tanz. Strich über ihre schweißglänzende Haut und trocknete eben jenen, nur um es gleich wieder tun zu müssen. Seine Berührungen waren die Liebkosungen eines dritten unsichtbaren Geliebten, der überall zu gleich zu sein schien. Sein Hauch säuselte in den Ohren und versprach Liebe und Geborgenheit. Haare wurden aus dem Gesicht geweht um eine neue Schönheit preis zu geben. Wie feste Gliedmaßen umfasste er die beiden und hätte man einen Moment darauf geachtet, so hätte man gespürt, wie der Wind sie ein Stück hinauf hob, dem Himmel entgegen. |
schön, dass es manche vielleicht als schwer bezeichnen würden.
"die das menschliche Ohr nicht zu vernehmen zu vermag und dennoch das Herz bewegt." besser zu vernehmen vermag?!
Aber wirklich gut geschrieben
Die Verbindung zur Natur und vor allem zum Wind gefällt mir. Wo am Anfang noch das Rosenblatt sanft das Thema einleitet weicht es bald dem Wind. Ich finde, dass du sehr schön bildlich geschrieben hast, dass man es sich gut vorstellen kann.
- Ich liebe Vergleiche und Metaphern :-) -
Außerdem gefällt mir, was für eine "Macht" du dem Wind in der letzten Strophe zusprichst.
UND der letzte Satz perfektioniert alles abschließend.
- schön -
rauschende blätter, sich spiegelnder tau, glänzender reif, dunkle nacht. bla bla bla.
das liest sich auf schlechte weise wie ein guter leslie nielsen film.