Unterwegs in der StadtWenn Verzweiflung sich aus Liebe nährte, so gäbe es bald keine Verzweiflung mehr. |
Also, mich strengt das sehr an. Ich werde als Leser zu lange im Vagen gehalten. Zu Anfang werde ich verunsichert:
Warum gäbe es keine Verzweiflung mehr? Weil es nicht genug Liebe gibt? Und ist es nicht eigentlich meist die Liebe, die Verzweiflung verursacht ("nährt"), denke ich dann. Was ist da gemeint?
Und: Erscheint es nur jenen Verzweifelten so, die sich nach Liebe sehnen oder ist gemeint, dass Verzweifelte sich nach Liebe sehnen?
Weiter: Findet der Verzweifelte Halt in, also an der Not? Gemeint ist wohl, er fände Halt darin, zu suchen und zu finden usw.
Der dritte Absatz ist eher inhaltich irritierend:
getriebener Rhythmus kontra Sehnsucht lauschen.
Was ist das andere, oder der andere? Und woher kommt das tröstende Wort und bei wem kommt es nicht an? Bei mir oder beim anderen?
Treten da Dinge unerwartet in Erscheinung, oder erscheinen sie, ohne erwartet worden zusein, also unerwarteterweise?
Da gibt es kaum einen Satz, dessen Sinn sich mir erschließt. Ich vermutete zunächst Absicht, fand es einen Moment lang geschickt gestrickt, aber das zieht sich bis zum Schluss durch.
Zusammenfassend: Ich lese geschriebene Worte ohne Sinn, für jene die weder Verzweiflung noch Liebe verstehen.
(Heißt das jetzt, dass der Sinn sich nur jenen erschließt, die Verzweiflung und/oder Liebe verstehen, also nur mir nicht?)
Sorry, aber Wohlklang der Worte reicht eben nicht aus.
So. Jetzt produktiv:
Wenn schon kryptisch-abstrakt (welche Stadt, welche Zeit?), dann würde ich auf irreführenden Satzbau verzichten, sprich: es wagen weniger Worte einzusetzen, die von subjektiven Eindrücken ablenken.
Beispiel zur Verdeutlichung:
"Auf der Straße ist Leben, Menschen treffen auf Menschen"
oder "Mensch trifft auf Mensch", vielleicht noch mit Doppelpunkt: "... Leben: Mensch..." So wie es jetzt ist, ist es banal.
Was mir gefällt: Die Sätze im letzten Absatz, die Fragen sein könnten, wenn da Fragezeichen stünden.
"Das Kind" finde ich übrigens auch sehr schön. Und ich bin gespannt auf den Konterkommentar - und auf andere Kommentare.
Danke ja, für diesen sehr ausführlichen Kommentar. Ich will gerne ebenso ausführlich auf ihn eingehen.
Ein literarischer Text kann und darf doch anstrengen, oder?
Der erste Satz soll die Innenansicht eines Verzweifelten darstellen, der sich nach Liebe sehnt und sie nicht findet. Sich möglicherweise fragt wieso, es nicht genug Liebe für ihn gibt. Und das es nicht genug Liebe gibt aus der sich Verzweiflung nähren kann.
In seiner Not sucht er Halt. Er versucht durch die Not getrieben Liebe zu finden.
Die Verwirrung im Tempus im zweiten Absatz soll die Verwirrung und die unterschiedlichen Rythmen widerspiegeln, die dem oder der Verzweifelten auf der bevölkerten Straße begegnen. Wo viele Menschen aufeinander treffen - zum Beispiel beim Weihnachtsshopping- da treffen viele Tempi aufeinander.
Und der Verzweifelte sucht ja nach Liebe, also der Liebe eines anderen Menschen. Eines Menschen den er noch nicht gefunden hat. Und in tiefster Verzweiflung war ich schon einige Male so verwirrt undin mich gekehrt, dass die Worte anderer Menschen, auch derer die mich trösten wollen nicht zu mir durchkamen. Ich weiß nicht, ob es anderen auch so geht. Ich fühle mich dann manchmal unverstanden.
Ich habe lange überlegt, ob ich im letzten Absatz wirklich Fragen formulieren sollte... fand es aber unpassend, weil ich keine Antworten anbieten will. Wer hier Fragen erkennt, erkennt richtig. Es sind aber leise Fragen - versteckt.
Ich denke der Sinn des Textes ist schwer greifbar und ich hofftedamit ein wenig Verzweiflung oder zumindest Nachdenklichkeit im Leser zu erzeugen. Anscheinend ist das Experiment geglückt.
Ich bin aber nicht sicher, ob ich den Text wieder löschen werde.
Übrigens: schön, dass dir "Kind" gefallen hat... ansich habe ich den eindruck, dass der Text eher weniger Interessenten oder Liebhaber gefunden hat.
Bin auch gespannt auf Konterkommentare und andere Kommentare.
Kurz und schlicht: ich habs verstanden und es tut gut wie weh. sollte dich das Löschen überkommen... ich hab ihn mir ausgedruckt :) Liebe Grüße su
Ich denke mal du warst wohl einen tag alleine in der Stadt, hast die Menschen und ihr Tun beobachtet und es ging dir wohl an dem Tag selber nicht so gut.
Du hast schon Recht, in der Stadt trifft und verliert sich alles.
Manchmal fragt man sich warum der oder die, dieses oder jenes machen.
So ging es mir schon oft wenn ich unterwegs war.
Keiner achtet auf den anderen, es sind so viele Gedanken in der Luft, unausgesprochene Wünsche und Sehnsüchte.
Die Strasse hat ihr eigenes Leben, manch einer kann eintauchen wann und wie er will und andere leben damit jeden Tag.
Nur wir finden zu unserer "Oase" zurück und die Strassenmenschen bleiben wo sie sind.
Danke 77 für deinen liebe Kommentar. Das trifft es ganz gut... obwohl der Auslöser für diesen Text eher wo anders lag. Wir sind doch auch in einer Masse von Menschen allein. Und auf der Suche nach Liebe gehen wir auf der ein oder anderen Straße entlang. ;-) Bildlich gesprochen...