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"Vielleicht werde ich ein paar Jahrzehnte ins Ausland ziehn / Im hohen Alter komm ich wieder zurück nach Berlin / Ich bin hier geborn und ich werd hier begraben / An meiner Leiche sollen sich berliner Destruenten laben / Es kann höchstens passiern, dass ich mich selbst belüge / Der Rest jeder halben Wahrheit ist eigntlich eine Lüge / Guten Abend ßi mein Name, Student der Kultur / Ich komm aus Berlin "
frei nach "Ich steh auf" von Cosma
"Manchmal ist deine Freude die Quelle deines Lächelns. Aber manchmal ist dein Lächeln auch die Quelle deiner Freude."
von Thich Nhat Hanh
„Die Aufgabe der Kunst ist ja, die Bildhaftigkeit des Menschen zu vitalisieren. Erst einmal zu erhalten ... Die Kunst ist nicht dazu da, Dinge zu erklären, sondern die Kunst ist dazu da, die Menschen betroffen zu machen und ihren ganzen Sinnzusammenhang, also ihren Sehsinn, ihren Hörsinn, ihren Gleichgewichtssinn zu aktivieren und zu einem Fähigkeitsprinzip für ihre Arbeit zu machen."
von Joseph Beuys
"An Rachel
Die Liste der Dinge,
die ich schon versäumt habe,
ist lang. Darauf stehen
Jahrhunderte von Gesichtern,
Städten und Landschaften,
die verschwunden sind.
Das Rom von einst.
Das Griechenland von einst.
Es gab eine Zeit,
so heißt es,
da war der Libanon
mit Bäumen bedeckt.
Dann kamen die Phönizier,
fällten die Zedern
und segelten fort. Deshalb
werde ich niemals
die Zedern von einst und
den Libanon von einst sehen.
Das Abendmahl wird
restauriert,
aber nie, niemals
werde ich die Farben sehen,
die an der Wand waren
an dem Tag,
als Leonardo
den Pinsel weglegte.
Es heißt, die Komantschen
sahen am Boden unbeholfen aus
und göttergleich zu Pferde,
aber ich werde es nie sehen.
Meinen Vater werde ich nie kennenlernen.
Seine Fotos zeigen einen Mann,
der in die Kamera lächelt,
zugleich liebenswert und liebevoll,
aber ich werde diesen Mann nie kennenlernen,
nie, niemals einen Weg finden,
um zu erfahren, wie es war,
auch nur für einen Tag sein Sohn zu sein.
Die Liste, wie man so sagt,
ist endlos.
Und da ich schon so viel
versäumt habe, warum, Rachel,
soll ich dann traurig sein,
dass ich nie sehen werde,
wie du morgens aufwachst,
in meinem Bett, neben mir?"
von James Donovan aus "Ein letzter Sommer" (Steve Tesich)
"Erzählung,
Verzerrung von Leben,
das Kämpfen
um zu glauben,
was so strittig bleibt."
von M. Tilgen
"Die Blume Anna
O du Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe
dir - du deiner dich dir, ich dir, du mir,
- Wir?
Das gehört (beiläufig) nicht hierher.
Wer bist du, umgewühltes Frauenzimmer?
Du bist - - bist du? Die Leute sagen,
du wärest. - Laß sie sagen, sie wissen
nicht, wie der Kirchturm steht. Du trägst
den Hut auf deinen Füßen und wanderst
auf die Hände, auf den Händen wanderst du.
Halloh deine roten Kleider in weiße Falten
zersägt, rot liebe ich Anna Blume, rot liebe
ich dir. - Du deiner dich dir, ich dir, du
mir - Wir?
Das gehört (beiläufig) wohl hierher.
Rote Blume, rote Anna, wie sagen die Leute?
"Du wärest?" - Preisfrage:
1. Anna Blume hat ein Vogel.
2. Anna Blume ist rot.
3. Welche Farbe hat der Vogel.
Blau ist die Farbe seines gelben Haares.
Rot ist das Girren deines grünen Vogels.
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid, du
liebes grünes Tier, ich liebe dir. - Du
deiner dich dir, ich dir, du mir - Wir?
Das gehört (beiläufig) in die kalte Glut.
Anna Blume, Anna, A-N-N-A, ich kaue
deinen Namen. Wenn ich dich kaue, über-
quellen meine 27 Sinne. Dein Name tropft
wie weiches Rindertalg. Weißt du es
Anna, weißt du es?
So wisse: Man kann dich auch von hinten
lesen, und Du, du herrlichste von allen,
du bist von hinten wie von vorne: A-N-N-A.
Du deiner dich dir, ich dir, du mir - Wir?
Das gehört (beiläufig) in die Glutenkiste.
Rindertalg träufelt streicheln über meinen
Rücken. Anna Blume, du tropfes Tier, ich
liebe deine Einfalt, ich liebe dir!"
von Kurt Schwitters
"kein mensch kann euch anderes offenbaren als das, was bereits halb schlummernd im dämmern eures wissens liegt.
der lehrmeister, der, von seinen jüngern umgeben, im schatten des tempels wandelt, gibt nicht von seiner weisheit, sondern von seinem glauben und der fülle seiner liebe.
ist er tatsächlich weise, lädt er euch nicht in das haus seiner weisheit ein, sondern führt euch zur schwelle eures eigenen verstands.
der sternenkundige kann euch sein verständnis vom weltall erläutern, aber geben kann er euch sein verständnis nicht."
von Khalil Gibran
"unsere menschlichen schwierigkeiten entstehen aus unseren wünschen. aber nicht alle wünsche schaffen probleme. es gibt zwei arten von wünschen: forderungen ("das muss ich einfach haben") und vorlieben. vorlieben sind harmlos; wir können so viele haben, wie wir wollen. wünsche, die erfüllung fordern sind das problem. es ist, als hätten wir dauernd durst, und um unseren durst zu stillen, versuchen wir, einen schlauch an einem wasserhahn in der mauer des lebens zu befestigen ...
was sind das für wasserhähne, die wir anzuzapfen versuchen, um unseren durst zu stillen? der eine könnte eine stelle sein, die wir unbedingt haben wollen. der andere ist vielleicht "der richtige partner" oder "ein wohlerzogenes kind" ...
etwas seltsames geschieht, wenn wir alle erwartungen aufgeben. wir erhaschen einen blick von einem neuen wasserhahn, der unsichtbar war. wir schießen unseren schlauch daran an und entdecken zu unserer freude, dass das wasser nur so sprudelt. wir denken: "jetzt hab ich's gefunden! ich habs!" und was geschieht? wieder versickert das wasser. wir haben unsere erwartungen auf das üben selbst gerichtet und wieder beginnt der durst.
das üben muss ein prozess dauernder enttäuschung sein. wir müssen sehen, dass alles, was wir fordern (und sogar bekommen), uns schließlich enttäuscht. diese entdeckung ist unser lehrer."
von Charlotte Joko Beck
"Der Gescheitere gibt nach! Ein unsterbliches Wort. Es begründete die Weltherrschaft der Dummheit.
Man bleibt jung, solange man noch lernen, neue Gewohnheiten annehmen und einen Widerspruch ertragen kann.
Liebhabereien bewahren vor Leidenschaften; eine Liebhaberei wird zur Leidenschaft.
Sag etwas, das sich von selbst versteht, zum erstenmal und du bist unsterblich.
Die Menschen, denen wir eine Stütze sind, die geben uns Halt im Leben.
Es gibt Fälle, in denen vernünftig sein, feig sein heißt.
Ein Mann mit großen Ideen ist ein unbequemer Nachbar.
Für das Können gibt es nur einen Beweis: das Tun.
Wer sich seiner eigenen Kindheit nicht mehr deutlich erinnert, ist ein schlechter Erzieher.
Ein wahrer Freund trägt mehr zu unserem Glück bei als tausend Feinde zu unserem Unglück.
Die verstehen sehr wenig, die nur das verstehen, was sich erklären lässt."
von Marie von Ebner-Eschenbach