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Ich kann der Wind sein
in des Baumes Zweigen
Kann mit einem Hauch nur
den Himmel Euch zeigen
Bin das Seufzen der Sehnsucht in Eurem Traume
Bin biegsam und unstet, wie die Borte am Saume
Bin das Jauchzen des Kindes, das spielt auf der Weide
Bin nur alte Weisheit in ganz neuem Kleide
Ich kann wie Magie sein, wenn man mich erst befahl
Kann alles bewahren, wie ein Gefäß, ein Pokal
Bin die gellende Warnung des nächtlichen Schreis
Bin am Netz eines Fischers das Sinken des Bleis
Bin gar das Rauschen von Lucifers Schwinge
Bin niemands und jedermanns schnellste Klinge
Ich kann Gottes Rat sein, in des Menschen Ringen
Kann Mächte beschwören, die Armeen bezwingen
Bin der Arm eines Freundes zur rechten Zeit
Bin das Flüstern des Feindes, zum Kampfe bereit
Bin der Jubel des Kriegers, vor der Heimat Tor
Bin die Klage der Mutter, die Söhne verlor
Ich kann Berge versetzen, lasse Welten entstehen
Kann alles erklären, damit andere verstehen
bin scharf wie ein Messer und sanft wie ein Lamm
bin von jedem Gedanken Wurzel und Stamm
Bin der Klang einer Münze in des Bettlers Schoß
meine Kraft bin ich selbst, bin unendlich groß
Ich bin das Wort, das Euch Wahrheit erzählt
Ich bin das Wort, das Euch nächtelang quält
Ich bin das Wort, mit dem Gott Euch erschuf
Ich bin das Wort, das in die Ferne Euch ruft
Ich bin das Wort, das Euch tröstet und heilt
Ich bin das Wort, das nie bei Euch verweilt
Ich bin das Urteil des jüngsten Gerichts
Ich bin soviel und dennoch fast nichts
Und ich selbst bin das Wort, das den Barden man nennt
Ich bin der, der es sagt, der es wusste und kennt
Die Stimme, der Name, der Vers, das Gedicht
Ich bin auch nur ein Wort und mehr bin ich nicht