Veröffentlichung von aO vom 13.11.2003 in der Rubrik Gesellschaft.
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Ein unangenehmer Zeitgenosse Bestimmt kennst du auch so einen.
Man sitzt zusammen und redet. Man steht zusammen und isst. Man verbringt jedenfalls etwas Zeit zusammen. Es ist keine traute Zweisamkeit, mehr eine unheilige Verbindung, und doch bist du besinnungslos gefesselt. Du kannst dich nicht aus eigener Kraft befreien. Nicht mal bewusst wird dir, dass es wohl besser wäre.
Und dann ist es vorbei.
Das Bier ist leer, man bezahlt und steht auf. Man hat aufgegessen und vor der Dönerbude ist es so kalt, dass man nicht länger stehen möchte. Man geht nun jedenfalls wieder getrennter Wege.
Während du wieder langsam atmest, wird dir bewusst, was da gerade passiert ist.
Er hat dir deine Zeit gestohlen. Anstatt mit dir etwas Leben zu teilen, zu geben und zu nehmen, hat er dich im Griff - so wie es einem manchmal geht, wenn man spät in er Nacht vorm Fernseher sitzt, oder vorm Computer. Du reagierst nur auf sein Angebot. Du hast sämtliche Initiative verloren. Um zu starten drücke Enter. Es ist ein Fehler an Adresse xyz aufgetreten. OK. Klick. Der Film ist zuende, du schaltest kurz um, obwohl du ausmachen und schlafen gehen wolltest, und bleibst hängen. Um neu zu starten F1 drücken, um zu beenden F10 drücken. „Noch ein einziges Mal,“ denkst du zum zehnten Mal und drückst F1.
Hast du dich dann endlich losreißen können, merkst du, was du dir angetan hast. Du hast ein Opfer gebracht: Deine Selbstbestimmung an einen unangenehmen Zeitgenossen.
Und die zurückbleibende Leere schreit nach neuer Ablenkung.
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