Der Auswanderer Zugegeben, es war schon ein bisschen seltsam in den letzten Tagen, ja ich hätte es ahnen müssen. Extrafahrten auf schlechten Feldwegen. Jeder darf noch einmal ans Steuer. Sogar die Kleine. Noch ein paar Jahre vom Führerschein entfernt, setzt sie uns fast vor eine Kastanie. Dann die Extrapflege mit allem was das Herz begehrt, sogar Politur. So unverhofft erhöhte Aufmerksamkeit sollte stutzig machen, doch was soll ich sagen – ich genoss es ohne viel darüber nachzudenken. Etwa zwei Tage später holten wir ihn dann vom Bahnhof ab. Ein netter Mann, sympatisch. Spricht gut deutsch, spricht von Kamerun und von den Geschäften, kultureller Austausch. Erst als ich mit ihm allein auf der Autobahn bin, auf der Autobahn gen Hansestadt, gen Hafen, verstehe ich. Nach Jahren in der Familie, die ich fast als ein Mitglied derselben erlebte, bin ich also verkauft. Ja es war bitter. War ich zu alt? Nicht mehr schön genug? Nicht mehr up to date? Ich fühlte mich abgeschoben, wertlos. Selbst auf dem Weg zum Hafen begegneten mir nur wenige, die nicht mindestens sechs Baujahre weniger zählten, was meine Stimmung nicht sonderlich hob. Auf dem Schiff aber fand ich mich unter gleichartigen. Wohin? Auf nach Kamerun – dort wartet man auf uns. Die einst nachgerüstete Standheizung wird mir zum unnützen Anhängsel. Relikt aus vergangenen Zeiten, wie ein Blinddarm. Wohingegen, die neue Klimaanlage nun zur freien Entfaltung ihrer Fähigkeiten kommen soll. Und allmählich verstehe ich es. Ich verstehe, dass mich diese Reise vor allem von den Schrottpressen Europas entfernt. Hin zu neuen Aufgaben, hin zu neuen, stolzen Besitzern. Danke „alte“ Besitzer, ich lebe Carina |