Veröffentlichung von ßi vom 17.02.2005 in der Rubrik Leben.
Letzte Änderung am 02.03.2007.
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EdelElend Er hat es wieder und wieder beteuert: Ganz früh Morgens, dann, wenn bei Sonnenaufgang in der Stadt gerade alles schläft und erwacht zugleich, sei die schönste Zeit des Tages. An diesem Nullpunkt jedes Tagesquells erkennt er gerade den Puls des Lebens bei seiner scheinbaren Abwesenheit. Doch genauso ist es immer wieder leerer Anfang, tot und matt. Ein EdelElend. Der Abschied vom vorherigen Tag war kühl, der Tau drückt noch auf die Haut. Obwohl jedes Bild mit klarer Schärfe eindringt, bleibt es Bild - und doch mehr, ein Eindruck. Doch das schön-schlimmste ist, dass er sich selbst in Müdigkeit nicht davon losreißen kann, Teil des Bilds zu bleiben. In sanfter Lethargie fehlt ihm die Kraft aus dem Bild auszubrechen. Er könnte es zerstören, jemanden ungewollt aus schönen Ahnungsträumen reißen. Oder den nächsten Tag erwarten. Warten. Warten. -So binden sich Hände, selbst und durch Bilder. In dieser ungeheuren Spannung des Sonnenaufgangs bleibt er schweigend, möchte nur Wärme hereinlassen und kann doch die Kälte nicht aussperren. Warum er nicht aufschreit?! Gewohnheit und Kenntnis machen ihren Einfluss. Er hat noch nicht gelernt zu brüllen. Bringt Schnurren an dieser metaphysichen Stelle mehr als bloß Erfahrung? Sein Bewusstsein über diese Problematik scheint jederzeit da zu sein, doch es schwebt irgendwo in der kalten Luft um ihn herum. Und irgendwie macht es diese bitter-süße Spannung auch gerade aus - EdelElend halt. Das Schweigen ist nur halbe Tugend, aber wenn man sie teilt, denkt er zu oft, vielleicht wird sie dann ein ganzes? Er weiß, er tuts zu oft und es hat auf dauer keinen Zweck, aber was hilft schon allein Wissen? Und so dringt die Kälte ein... Wenn sich Eis zur Quelle vorgearbeitet hat, wird sie dann nicht selbst Eis versprudeln? Und es braucht einen langen Sommer um die Eismauer zu tauen... Aber geflochtenes Murmeln wird kommen... , denke ich jetzt. Aber werden DIR diese Erklärungen genügen? Bleiben vom Vorher immer nur Töne, Seitenklänge? Oder vielleicht die Möglichkeit des Nachhers, neue Klänge an zu stimmen? Ich habe sie mitgetragen, die Saitenklänge, und doch höre ich immer noch auch deine Stimme. Binden die Saiten des Instruments? Und können Stimmen knotenschneidend Mauern brechen? - Ich glaube an beides. Und der Lebenszug fährt weiter! Vom Morgen über den Mittag und Abend bis zum nächsten Morgen usw.. Bis er einmal stoppen wird, läd er immer wieder zum Aus- und Wiedereinsteigen ein. ) 17.2.05 (
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